BNN Karlsruhe, Donnerstag 5.4.2007
Im Gewimmel der Linien
Die Galerie Bode zeigt Arbeiten von Clemens Thimme
Was auf den Bildern von Clemens Thimme
zu sehen ist? Linien, Linien, Linien – und dazwischen
perlende Farbflächen, die vielschichtig
Versteck spielen. Mal lagert der in Karlsruhe
lebende Maler seine Linien horizontal dicht
und eng untereinander, mal schiebt, jagt er sie
in Rastern längs und quer übers Holz. Da flirrt
das Auge des Betrachters fast wie bei magischen
Suchbildern: was gibt es hinter diesen
fantastischen Mustern, Gittern, Netzen zu entdecken?
Tatsächlich verbirgt sich unter einem
Streifenbild ein fünfzackiger Stern. Doch das
bleibt eine Ausnahme. Die andern Gemälde erzielen
durch den Wechsel von Linien und Fläche
eine eigenartige Spannung.
Das systematische Gewimmel hypnotisiert
fast. Beim Nähertreten öffnen sich zwischen
den Linien kleine Fenster, in denen Gold, Blau
oder Rottöne miteinander parlieren. Mal entstehen
erst die Linien, in deren Zwischenräume
dann Farbflächen aufgetragen werden, mal
ist es gerade umgekehrt, erläutert der Künstler
seinen Malprozess. Clemens Thimme schichtet
Farbe, spachtelt, kratzt wieder herunter,
schleift ab und zieht mit dem Lineal seine Linien.
In der Galerie Bode sind Werke auf Holz
und Papier aus den letzten zehn Schaffensjahren
zu sehen. Neben diesen seriell oder industriell
wirkenden Streifen tauchen in manchenElemente auf.
Auf breiteren Farbstreifen lassen sich zehn
Ruderer ausmachen, deren Bewegungen schemenhaft
festgehalten sind. Doch das Gros der
ausgestellten Arbeiten dekliniert meisterhaft
Variationen abstrakter Streifen.
Ein großformatiges Gemälde fällt sofort
beim Betreten der Galerie ins Auge: Von ferne
wirkt es wie die bunte Fensterfront einer Metropole.
Doch das Bild entzieht sich einer inhaltlichen
Zuordnung. Zeichenhaftes, Materielles
entsteht hier nur durch Anordnung von
Farbe. Diese glänzt, schwirrt und glitzert so
suggestiv fröhlich, als erzähle sie einem zu jeder
Fläche zu jedem Streifen eine Geschichte.
Andere, kleinere Formate verharren ganz
und gar in dieser linearen Anordnung der
Streifen, manchmal überziehen schwarze Diagonalen
das Bild, meist aber laufen die Linien
wie Lamellen bei dicht aufgefächerten Jalousien
durchs Bild, ohne Anfang und ohne Ende
zu haben. Ute Bauermeister
Öffnungszeiten
Bis 26. April in der Galerie Bode, Ettlinger
Straße 2a, geöffnet mittwochs bis freitags 15
bis 18.30 Uhr, samstags 11 bis 14 Uhr. Unter
www.galeriebode.de gibt es Infos im Internet.